«Wir haben 60 Prozent weniger Baustellenverkehr»

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Baulogistik «Wir haben 60 Prozent weniger Baustellenverkehr»

Publiziert am 05.07.2021

Mit einer ausgeklügelten Baustellenplanung können die Baukosten niedrig gehalten werden. Möglich machen es die Post und Amberg Loglay. Sie bieten eine Rund-um-Lösung für die gesamte Baulogistik an. Vorzeigeprojekt ist die Roche pRED-Baustelle in Basel, bei der die Post ein Konsolidierungslager betreibt. Yvette Körber, CEO Amberg Loglay, und Daniel Vögeli, Leiter Branchenlösungen Post, im Gespräch.

Interview: Sandra Gonseth

Weshalb braucht es Baulogistik?

Yvette Körber: Eine Baustelle wird oft als Störfaktor wahrgenommen: Lärm, Emissionen, Staus. Wenn der Platz begrenzt ist und viele unterschiedliche Unternehmer unter hohem Zeitdruck ihre Leistungen erbringen müssen, kommt es oft zu Konflikten. Ist dann die Baulogistik nicht organisiert, führt das zu höheren Baukosten, zu Terminverzögerungen und zu Unmut auf allen Seiten.

Daniel Vögeli: Und man darf nicht vergessen: Bei einem Bauprojekt betreffen 80 Prozent logistische Leistungen. Dementsprechend wichtig ist die Baulogistik.

Was bieten Amberg Loglay und die Post der Baubranche konkret an?

Vögeli: Die Post ist unglaublich stark im Bereich Logistik. Amberg Loglay wiederum in der Planung. Diese Kombination macht den Erfolg aus. Damit generieren wir einen Mehrwert, der sich auch auf der Kostenseite niederschlägt.

Körber: In der Bauindustrie sind keine durchgängigen Verantwortlichkeiten da. Dadurch gehen viele Informationen verloren. Genau hier steuern wir mit unserer Software die gesamte Planung und haben die Post als Partner für die Ausführung. Wir sind also ein konstanter Partner gegenüber der Bauherrschaft, den Planern und den Lieferanten.

Beim diesjährigen «Swiss Logistik Award» holten Sie für das Roche-Projekt Silber. Was ist das Besondere bei dieser Grossbaustelle?

Vögeli: Beim Bau des Roche-Forschungsgebäudes in Basel haben wir die Herausforderung einer Grösstbaustelle im urbanen Raum, die sich in einem Wohnquartier befindet mit entsprechend engen Platzverhältnissen. Wir betreiben deshalb etwas ausserhalb dieser Baustelle in Pratteln ein Konsolidierungslager. Mit dieser Offsite-Logistik bereiten wir das Material aller Lieferanten auf und bringen es just-in-time - also genau zu dem Zeitpunkt, an dem es gebraucht wird - auf die Baustelle.

Welche Vorteile bietet eine solche Lösung?

Vögeli: Auch hier können wir das Kostendach niedrig halten, weil der Materialfluss genau auf den Bauprozess abgestimmt ist. Zudem werden mit unseren E-LKWs der Lärmpegel und der CO2-Austoss tief gehalten. Das ist natürlich für das Wohnquartier ein unglaublicher Vorteil. Wir sprechen hier von bis zu 60 Prozent weniger Baustellenverkehr.

Das Baumaterial ist momentan knapp. Haben Sie damit auch zu kämpfen?

Körber: Das ist definitiv ein Thema. Wir wissen alle, dass momentan auf dem Rohstoffmarkt Zusagen gemacht werden, die oft nicht eingehalten werden, weil man das Material anderswo teurer verkaufen kann. Das sind Elemente, die schwer zu kontrollieren sind. Deshalb ist es wichtig, dass Engpässe im Planungstool schnellst möglichst erkannt werden und zusammen mit der Bauleitung Massnahmen erarbeitet werden.

Vögeli: Gerade in der aktuellen Situation sieht man die Vorteile der Kombination von Planung und Logistik. Dank unserem Konsolidierungslager konnte Roche Baumaterial in grösseren Mengen beschaffen. Indem wir das Material dort zwischenlagern, können wir Engpässe vermeiden.

Wie funktioniert diese riesige Baustelle?

Körber: Ein Hochhaus ist technisch herausfordernd wegen der Höhe, aber es hat verhältnismässig wenig Material im Vergleich zu einem Labor mit enormen technischen Installationen. In Basel haben wir beides: Das Forschungsgebäude hat 25 Etagen, davon 6 im Untergrund, und es ist vollgepackt mit Material. Das macht es maximal anspruchsvoll.

Und wie viel Material schafft die Post täglich auf die Baustelle?

Vögeli: In unserem Konsolidierungslager haben wir 40 LKW-Anlieferungen pro Tag, da herrscht Hochdruck. Die engen Platzverhältnisse auf dem 5000 m2 grossen Baufeld würden es gar nicht zulassen, alles direkt auf die Baustelle zu bringen. Ich war selber vor Ort, das ist schon sehr eindrücklich.

Körber: Wenn wir das Material in Form von Bierkisten messen, dann würde die Post jeden Tag 13 000 Kisten auf die Baustelle und damit auf die Geschosse verbringen. Zudem arbeiten zu Spitzenzeiten jeden Tag etwa 1400 Bauleute auf den Geschossen. Für sie wurden in der Autoeinstellhalle speziell coronataugliche Verpflegungstationen eingerichtet. Das Ganze funktioniert wie eine Gemeinde auf kleinstem Raum.

In welche Richtung wird sich die Baulogistik entwickeln?

Vögeli: Das Smart-City-Thema ist stark am Aufkommen. Amberg Loglay und die Post haben hier eine Lösung, die für die Städte sehr interessant ist. Deshalb können wir uns gut vorstellen, unser Konsolidierungslager künftig auch auf weitere Baustellen in der Stadt auszuweiten.

Körber: Das Thema Offsite-Logistik gewinnt immer mehr an Bedeutung. Der Vorfertigungsanteil nimmt zu, es wird immer weniger auf der Baustelle gemacht, weil es teurer ist. Deshalb wollen wir gemeinsam weitere Innovationen in dieser Richtung vorantreiben.

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