Blick in sonst verborgene Logistik

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Onlineshopping Blick in sonst verborgene Logistik

Publiziert am 13.05.2020

Eine Bestellung ist online schnell erteilt und die Ware schnell geliefert. Darauf kommt es den Kunden an. Aber was dahintersteckt, ist zu spannend, um ausgeblendet zu werden. Brack.ch hat uns Einblick in sein Logistikzentrum in Willisau, eines der modernsten in der Schweiz, gewährt.

Das bequeme Onlineshoppen ist heute eine Selbstverständlichkeit und nimmt stetig zu. Auch wegen geschlossener Geschäfte während der Coronakrise haben die Online-Bestellungen massiv zugenommen. Ein paar wenige Klicks genügen dafür und schon bestätigt eine E-Mail den Auftrag. Wenig später klingelt ein Postbote und überreicht das Paket der Empfängerin oder dem Empfänger. Dies geschieht täglich bei vielen der rund 3,8 Millionen Privathaushalte der Schweiz. An Spitzentagen während der Krise war es sogar deutlich über eine halbe Million Mal täglich. Was aber passiert, bevor eine Bestellung am Ziel eintrifft?

Um dies zu erfahren, wagen wir einen Blick in eines der modernsten Logistikzentren in Europa. Bei Brack.ch in Willisau im Kanton Luzern entdecken wir ein raffiniertes Zusammenspiel von mehr als 230 emsigen Menschen, State-of-the-art-Technik, ausgeklügelter Infrastruktur und passgenauen Abläufen.

So geht Logistik bei Brack.ch

Logistikzentrum

Brack.ch verfügt in Willisau im Kanton Luzern über eines der modernsten Logistikzentren in Europa. Die gesamte Lagerfläche würde etwa acht Fussballfelder bedecken. Sie soll noch erweitert werden, um all die Artikel bereitzuhalten, welche von den Kunden nachgefragt werden.

Schwindlige Höhen

Im Hochregallager verstaut wird sperrige, auf Vorrat eingekaufte Ware oder Ware, die nicht in hohen Stückzahlen verkauft wird, also «langsam dreht». In über zwanzig Meter hohen Regalen sind 14'000 Stellplätze untergebracht. Eingelagert und entnommen werden die Waren hier von grossen gelben Robotern, genannt «Regalbediengerät» oder kurz «RBG». Klemmt einmal etwas, geht ausgebildetes Personal in voller Klettermontur in die Höhe und macht die Roboter wieder flott oder kümmert sich um die Ware.

Flach liegen

Häufig gebrauchte Waren mit grossen Abmessungen wie z. B. Kühlschränke oder Drucker werden oft vom Hochregallager ins Flächenlager verschoben, um für die Mitarbeitenden leicht erreichbar zu sein. Dieses Lager belegt rund 75 Prozent der Lagerfläche, enthält aber nur etwa 15 Prozent aller Waren des Logistikzentrums von Brack.ch.

Reger Betrieb

Im Flächenlager herrscht stets reger Betrieb. Zahlreiche Mitarbeitende sind unablässig unterwegs, um Waren von A nach B mit sogenannten «Mittelhubkommissionierern» und Gabelstaplern zu transportieren, Waren in Regale zu verstauen oder daraus zu entnehmen, oder um besonders grosse Artikel auf freie Flächen zu stellen.

Mitarbeitende schützen

Für möglichst unfallfreien Verkehr sind die Fahrbahnen mit gelben Linien markiert. Zudem befolgen die Mitarbeitenden die Verkehrsregeln und tragen Schutzkleidung, wo für ihre Sicherheit erforderlich. Die Sicherheit der Menschen hat bei Brack.ch Priorität. Im Falle eines Unfalls ist Ware ersetzbar, ein verletzter Mitarbeiter dagegen nicht!

3500 bis 5000 Mal täglich

Wenn Mitarbeitende «kommissionieren», das heisst, Artikel einer Bestellung zusammenstellen, ist nicht nur ihre Konzentration gefragt, sie sind auch körperlich gefordert: 3 500 bis 5 000 solche Vorgänge pro Tag sind im Flächenlager die Regel, vor Weihnachten genauso wie in Zeiten von Corona.

Kleinteile im Autostore

Rund 85 Prozent der Waren von Brack.ch sind Kleinteile, die wenig Platz benötigen, aber schnell griffbereit sein müssen. Dafür betreibt der Händler die perfekte Lagerlösung gleich dreifach mit Autostores. Diese ermöglichen eine höchst effiziente und weitgehend automatisierte Lagerbewirtschaftung. Ein Autostore ist wie ein grosser (Zauber)Würfel und besteht aus einer Aussenkonstruktion, Tausenden von Behältern und viel Technik.

Der Würfel

Die Artikel werden im Autostore in Behältern, die auch in mehrere Fächer unterteilbar sind, gelagert. Die Behälter haben identische Abmessungen. Höhe und Breite des Würfels ergeben sich aus den gestapelten Behältern. So entstehen die Stapel: Auf einer Gitterkonstruktion über den Stapelschächten fahren kleine Roboterwagen. Sie nehmen Behälter auf, transportieren sie und lassen sie in den Schächten ab.

Dünne Luft

Zum Schutz vor Bränden wird im Autostore-Bereich der Sauerstoffanteil der Luft auf 15 Prozent herabgesetzt. Das entspricht der Atemluft in einer Höhe von 2700 Metern. Robotern und Waren wie Smartphones oder Lippenstiften macht dies nichts aus. Hingegen sollten sich Ingenieure und Techniker bei der Wartung sputen und möglichst wenig Zeit in der dünnen Luft verbringen.

Emsige Menschen

Wie alle Lagertypen bei Brack.ch ist auch der Autostore auf Menschen angewiesen. Sie sorgen an Ports für dessen Befüllen mit Ware. Ports sind mit Handscanner, Tastatur und Bildschirm ausgerüstete Arbeitsstationen. Dort befüllen Mitarbeitende die von den Robotern gebrachten Behälter mit Ware von der Palette. Sie buchen die Artikel mit dem Handscanner ein, bevor sie sie in den Behälter legen. Die Software, die den Autostore verwaltet, verknüpft den Behälter mit dem eingescannten Artikel.

Allwissende Software

Die hoch automatisierte Logistik wird von der Software beherrscht. Nur sie «weiss», wo im Autostore sich jeder Artikel befindet. Sie dirigiert, an welchen optimalen Platz die Roboter die Behälter verfrachten sollen. Stark begehrte Artikel sind so weit oben und schnell zugänglich platziert. Was eher selten bestellt wird, kommt weiter unten zu liegen. Im Wissen um die offenen Bestellungen kann die Software die Roboter schon nachts anweisen, die Behälter mit denjenigen Artikeln auszugraben, welche die Mitarbeitenden morgens für den Versand benötigen.

Bestellungen am Autostore vorbereiten

Auf der Seite des Autostores, die den Einlagerungsplätzen gegenüberliegt, werden die Bestellungen kommissioniert. Die fleissigen Roboter bringen die Behälter mit den benötigten Artikeln an die Ports, wo eine Klappe aufgeht. Der Mitarbeiter entnimmt aus dem Behälter die Ware in der benötigten Menge gemäss Kundenauftrag auf seinem Bildschirm und scannt diese.

Kleines auf Förderband

Kleinteile aus dem Autostore werden in einer Plastikwanne über ein automatisches Förderband zum Sammelplatz transportiert.

Grössere Waren verschieben

Häufig bestellen Kunden mehrere Artikel auf einmal. Diese müssen für den Versand im gleichen Karton aus den verschiedenen Lagerorten im riesigen Logistikzentrum erst noch zueinander finden. Hier transportiert ein Mitarbeiter Ware aus dem Flächenlager per Kommissionierfahrzeug an den Sammelplatz.

Treffpunkt

Die Artikel für mehrteilige Bestellungen treffen am Sammelplatz aufeinander. Sind die Artikel komplett, bringt ein Mitarbeiter diese zur Verpackungsstation.

«Päcklifrauen»

An insgesamt 48 Arbeitsplätzen packen liebevoll «Päcklifrauen» genannte Frauen und Männer unermüdlich Pakete, im Schnitt zehn bis fünfzehn pro Stunde. Dafür haben sie Kartonverpackungen in neun Grössen zur Verfügung. Abschliessend wird kontrolliert, ob alles wie bestellt im Paket ist. Wenn ja, druckt die Päcklifrau den Lieferschein aus und legt ihn in den Karton, schliesst den Karton und klebt die Adresse auf.

Deckel drauf!

Enthalten Bestellungen einzig Waren aus dem Autostore, fährt der gefüllte Karton vom Port offen über Förderbänder zur Verdeckelungsmaschine. Sie erkennt die Füllhöhe und faltet die Seitenwände entsprechend dazu. Dann kommt der Deckel drauf und wird verklebt. So wird vermieden, dass durch Pakete mit Leerraum wertvoller Ladeplatz auf dem LKW verschenkt wird. Zugleich sind die Kartons stabiler. Der grösste Teil aller Brack-Pakete kriegt so den richtigen Deckel verpasst.

Wohin damit?

Die Lieferadresse klebt die Etikettiermaschine auf die Pakete. Dass jedes Paket die richtige Adresse erhält, dafür sorgt die Logistiksoftware. Denn sie weiss, in welchem Karton welche Artikel für welche Bestellung liegen und wo auf dem Förderband sich der Karton gerade befindet. Klebt die Maschine versehentlich zwei Adressen auf ein Paket – die richtige und die für das nächste Paket bestimmte, oder gar keinen – dann müssen Mitarbeitende blitzschnell reagieren und die Maschine stoppen. Sonst bekämen alle nachfolgenden Pakete einen falschen Aufkleber und würden folglich an falsche Empfänger zugestellt. Dank den Argusaugen der Mitarbeitenden hat aber noch kein unrichtig etikettiertes Paket je das Logistikzentrum verlassen.

Lang und länger

Zu lang oder zu sperrig für Standardkartons? Auch solche Artikel benötigen eine Hülle, damit die Post sie transportieren und wohlbehalten zustellen kann. Darum zaubern erfahrene Mitarbeitende an Spezialmaschinen Verpackungslösungen hervor. Die eine Maschine stellt rechteckige Kartonboxen und dazu passende Deckel im benötigten Mass her. Boden, Deckel und vier aufgestellte, mit Klammern befestigte Seitenwände – und fertig ist der Karton in beliebiger Länge. Genau richtig für Schneeschaufeln, Gardinenstangen etc.

Individuell perfekt

Gewisse Artikel bedürfen einer ganz individuellen und daher aufwendigen Verpackung. In diesen Fällen kommt «Packsize» zum Einsatz. Dabei gibt ein Mitarbeiter, der eigens dafür ausgebildet ist, im Konstruktionsprogramm an der Maschine Vorgaben ein. Diesen genau entsprechend faltet die raffinierte Maschine aus einem Endloskarton blitzschnell nahezu jede beliebige Verpackungsform. So kommt zum Beispiel eine einmalige Verpackung für eine ungerade Zahl an Weinflaschen zustande.

Auf gehts!

Die versandfertigen Pakete werden entweder in Rollboxen geschichtet oder gelangen über Förderanlagen direkt zu den Containern der Post an der Rampe. Die Behälter optimal zu befüllen ist wie Tetris spielen und erfordert einige Übung. Auf Lastwagen samt Anhänger der Post gehen täglich zwischen 36 und 50 Container auf den Weg in die Paketsortierzentren Frauenfeld und Härkingen. Brack schickte im Jahr 2019 ganze 2,1 Millionen Pakete auf die Reise mit der Post.

Noch mehr Menschen und Logistik bis zum Ziel

Pakete beim Eintritt in die automatische Sortierung im Paketzentrum Frauenfeld

Sind die Pakete von Brack.ch und vieler anderer Onlineshops einmal der Post anvertraut, kommt es auch hier auf eine reibungslose Logistik an. Menschen, Infrastruktur und moderne Technik spielen darin zusammen, damit der zuverlässige Paketempfang so selbstverständlich ist wie das einfache Bestellen von Waren. Selbst dann, wenn den Kunden verborgen bleibt, welche Logistik bei den Händlern und der Post dahintersteckt, und auch in Zeiten mit enormen Paketmengen.

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